Je höher der Humusgehalt, desto wertiger der Ackerboden. Das ist die Überzeugung von Valentin Seiringer, CeresAward-Gewinner aus 2022. Zum Aufbau des Bodenlebens nutzt der Landwirt eigenen Kompost – mit dreifach guter Wirkung.
Wie sind Sie auf das Thema Humusaufbau im Ackerbau gekommen?
Der starke Druck, den Boden so schnell wie möglich aufzubauen, ist durch den Betrieb, den wir vor fünf Jahren übernommen haben, gekommen. Zu Hause haben wir durch die Vorarbeit meines Vaters einen Humusgehalt von 4 Prozent. Da weiß man, dass der Boden Wasser gut aufnimmt und, dass er Pflanzen gut mit Nährstoffen versorgen kann. Mit so einem Boden kann man Geld verdienen, wenn man nicht viel falsch macht. Bei dem Betrieb, den wir übernommen haben, ist das mit Humusgehalten um die 1,5 Prozent anders.
Wie haben Sie den Verpächter überzeugt?
Damals gab es noch kein fertiges Konzept, wie ich es jetzt habe. Ich bin mit dem Ziel zum Verpächter gegangen, den Boden aufzubauen. Der hat erkannt: Ein Boden, der 1 Prozent mehr Humus hat, ist mindestens 1 Euro mehr wert, und das ist in 10 bis 15 Jahren umsetzbar. Mittlerweile haben wir unsere langfristige Zusammenarbeit noch mal verlängert.
Welche Rolle spielt Kompost für den Bodenaufbau?
Das Ziel unserer Kompostanlage war immer auch der Humusaufbau. Kompost hat drei Facetten für den Humusaufbau. Die erste ist die direkte Humuswirkung des Düngers. Die ist gar nicht so groß, wie manche glauben. Der zweite Effekt ist die mikrobiologische Düngung, die Mikrobiologie, die man mit dem Kompost in den Boden bringt.
Der Effekt ist aber: Wir bringen alle Nährstoffe zurück, die Pflanzen und Bodenleben benötigen. So können wir mehr Pflanzen- und Wurzelwachstum realisieren. Das bringt mehr Pflanzenreste in den Boden, die Humus werden können. Das ist nicht das einzige Ziel in der Landwirtschaft aber aus meiner Sicht der einzig richtige Weg zu einem „klima-fitten“ Boden.
Wie wichtig ist Kompost in ihrer Düngestrategie?
Schon bevor wir vor 15 Jahren auf Bio umgestellt haben, haben wir nur mit Kompost gedüngt und nicht mit mineralischer Ergänzung.
Wie stellen Sie den Kompost her und was sind die Unterschiede zu Deutschland?
Das Ziel ist es, hochwertigen Kompost herzustellen. Die Rotte findet sehr kontrolliert auf kleinen Mieten statt, der Kompost wird belüftet, bewässert und der mikrobiologische Prozess wird genau überwacht. Die Rotte dauert auch ziemlich lange. Das heißt, der Kompost für die Landwirtschaft ist zumindest zehn, zwölf Wochen alt. In Deutschland sind die Mieten oft 4 bis 6 m hoch. Der Fokus liegt eher darauf, Abfall zu entsorgen.
Wie sehen Ihre Fruchtfolgen aus?
Eine richtig feste Fruchtfolge habe ich nicht. Da ich keine größere Viehhaltung habe, bin ich mit meinen Kulturen sehr flexibel und kann – je nachdem wie die Bodenverhältnisse sind – sehr spontan entscheiden, was ich auf der Fläche mache. Die wirtschaftlich wichtigsten Früchte sind Mais und Soja. Dazu kommt Hanf, der eine kleinere Rolle spielt. Zwischen diesen Sommerungen baue ich nach der Ernte – egal wie spät – immer noch etwas an.
In der Regel sind das Gemenge aus Wicke, Weizen, Tritcale oder Roggen, aber auch Rübsen oder manchmal ein Winterraps. Ich nenne sie Optionsfrüchte. Je nach Marktlage, Zustand der Kultur und des Bodens entscheide ich im Frühjahr, ob ich die Winterungen als Gründüngung umbreche oder stehen lasse. Die Winterungen werden bei mir mit Direktsaat oder nur mit minimaler Bodenbearbeitung angebaut.
Wenn ich das Gefühl habe, dem Boden würde es gut tun und die Fläche könnte ein Gemenge gebrauchen, dass viel Nährstoffe dalässt, dann nehme ich beispielsweise das Wicken-Getreide- Gemenge als Hauptkultur. Wenn ich Wickgetreide früh aussäen kann, bringe ich auch eine Untersaat mit aus, die schon im Herbst etabliert wird. Für mich ist das das Herzstück des Bodenaufbaus.
Eine reine Leguminosen-Getreide-Winterbegrünung oder eine Untersaat im Mais bringen auch etwas, aber wirklich große Effekte für den Boden, sehe ich besonders bei einer Untersaat, die im Herbst zusammen mit dem Getreide etabliert wird. Das spürt man auch beim Ertrag der Folgekultur.
Woraus die Untersaat auf dem Betrieb von Valentin Seiringer besteht, verrät der Ackerbauer des Jahres 2022 im zweiten Teil des Interviews, der am nächsten Samstag erscheint. Darin außerdem: Was den Jungbauer an seiner Kettenscheibenegge überzeugt, wie er Unkraut bekämpft und wie er mit Bodenverdichtungen umgeht.
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