Berlin. Ist Archäologie nur brotlose Kunst? Unser Experte gibt ehrliche Einblicke, wie es in seinem Job beim Geld aussieht – und was ihn antreibt.
Als Archäologe wird mir oft die Frage gestellt, was ich eigentlich mit meinem Beruf so verdiene. Tatsächlich begleitet mich diese Frage mindestens seit meinem festen Entschluss Archäologie zu studieren. Ich selbst habe mir darüber im Detail keine großen Gedanken gemacht, da für mich das Interesse an besagter Wissenschaft eindeutig im Vordergrund stand – und nach wie vor steht.
Allerdings ist das für interessierte Abiturientinnen und Abiturienten eine wichtige Frage, die sicherlich die Entscheidung, das Fach zu studieren, ins Wanken bringt oder von vornherein völlig ausschließen kann. Ich persönlich kenne die Frage vor allem aus dem Freundes- und Verwandtenkreis. Der eine oder die andere hat sich besorgt zu Wort gemeldet – aus Angst, man könne danach unmöglich von dieser brotlosen Kunst leben und müsse gar Taxifahrer werden (so der Wortlaut, ohne dass ich hier persönlich den Beruf von Taxifahrern abwerten möchte).
Diese auf den ersten Blick simple Frage ist, wie so oft, weder leicht noch eindeutig zu beantworten. Fangen wir einmal generell mit den finanziellen Aussichten an. Keiner – und ich wiederhole: keiner – wird Archäologe oder Archäologin aus finanziellen Gründen. Archäologie ist eine Leidenschaft und auch eine Art Lebensstil, wenn man das so sagen kann.
Man entscheidet sich in der Regel, sein Hobby zum Beruf zu machen. Jeder, mit dem ich spreche, zieht den Forschergeist einem hohen Vermögen vor – nicht zuletzt, weil die Personen, die mir anderes erzählen würden, schon sehr früh das Studium wieder aufgegeben hätten.
Man ist sich also dessen schon sehr früh bewusst und zieht entweder durch, weil man die Wissenschaft liebt, oder man entscheidet sich für einen finanziell lohnenderen Weg und verlässt den Bereich. Letzteres kann früher oder auch später passieren. Und auch ich habe Freunde, die nach ihrer Promotion einen anderen Weg für sich einschlagen. Doch zurück zur Grundfrage nach dem Lohn.
Ägyptische Pyramiden, entdeckte Schätze, der Alltag der alten Römer und Griechen: Archäologie fasziniert viele Menschen. Konstantin Kárpáty hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Der Münchener ist nach seinem Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) seit Kurzem Doktor der Archäologie. Was er in seinem Job erlebt und was die wichtigsten Neuigkeiten aus der Welt der Archäologie sind, erzählt er für uns regelmäßig aus ganz persönlicher Sicht. Außerdem betreibt er die Social-Media-Kanäle „Excavation Time“ und den Podcast „Ausgegraben“.
Geben Sie es zu: Am liebsten würden Sie hier jetzt natürlich konkrete Summen oder zumindest eine grobe Gehaltsspanne von mir lesen wollen. Leider kann ich Ihnen diesen Wunsch nicht erfüllen. Den Beruf des Archäologen oder der Archäologin gibt es so nicht. Das Schöne am Fach ist tatsächlich das große, diverse Arbeitsfeld.
Die genannten Beispiele sollen nur grob einen Einblick geben und zeigen, dass es unmöglich ist, hier vorab Zahlen zu nennen.
Hinzu kommt: Archäologie ist Sache der Bundesländer. In meiner Kolumne zur Frage, wie man sich bei einem Goldfund verhalten sollte, habe ich dies bereits geschildert. Die Bezahlung variiert daher nicht nur von Betrieb zu Betrieb, sondern eben auch logischerweise von Bundesland zu Bundesland. Hinzu kommt natürlich noch, welchen Hochschulabschluss man hat, etwa Bachelor, Master oder Doktorgrad, und welche Qualifikationen man sonst noch miteinbringen kann.
Das Wichtigste ist jedoch, und das ist nicht nur meine persönliche Meinung, dass man von der Archäologie leben kann – und es sich nicht um die erwähnte „brotlose Kunst“ handelt. Viele Archäologie-Pärchen in meinem Umfeld haben eine Familie gründen können, ein paar wenige bauen sogar ein Haus. Klar schwimmt von uns keiner in Dagoberts Goldspeicher. Aber deswegen haben wir das eben auch nicht mehrere Jahre studiert und oft dem unsere gesamte Freizeit gewidmet. Wir freuen uns, für unsere Leidenschaft bezahlt zu werden und würden viele Aspekte davon vermutlich freiwillig am Wochenende machen.
Der Forschergeist treibt uns an und wir können gar nicht anders, als Archäologie zu leben. Morgens mit einem Lächeln aufzuwachen und sich auf die Arbeit zu freuen ist für mich persönlich die Bestätigung, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Und diesem Glück bin ich mir sehr bewusst.
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